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Reparatur und Pflege Ihres Hornes

Eine Anleitung für Hornisten von Engelbert Schmid

Warum dieser Artikel?

Als gewissenhafter Hersteller eines Hornes bin ich sehr daran interessiert, dass der Käufer eine lange Freude daran hat. Die Lebensdauer eines Engelbert Schmid Hornes kann fast unbegrenzt sein, aber auch jede andere Marke kann bei der richtigen Behandlung sehr lange halten. Generell ist es eine Tatsache, dass Hörner und Blechblasinstrumente im Allgemeinen kaum vom darauf Spielen ihren Geist aufgeben, sondern dass sie in aller Regel von unkundigen Reparateuren kaputt repariert werden. Warum gerade von diesen „Fachleuten“? Weil sie noch nie eine Maschine gebaut haben, noch nie um jeden Hundertstel Millimeter bei der Herstellung gekämpft haben.

Das Prinzip eines Ventiles:

Das Ventil muss in feuchtem Zustand im inneren Dichtungsbereich auch beim Blasdruck im Fortissimo dicht sein. Dazu muss die Toleranz zwischen Ventilwechsel und Ventilbüchse im Durchmesser bei 5 bis 8 Hundertstel mm liegen. Wir streben möglichst durchgehend die 5/100 mm an. Neue Ventile guter Hersteller sind in der Regel so dicht, dass die Instrumente von Anfang an ein sehr gutes ff hergeben. Innerhalb der ersten 6 Monate werden die Ventile wegen der Oxidation und Ablagerungen noch dichter. Dies ist einer der Gründe, warum Hörner nach einer gewissen Einblaszeit noch besser werden. Die Ventillagerung müssen jedoch noch weniger Toleranz aufweisen, - je weniger, desto besser. Im Durchmesser innerhalb von 2/100 mm ist ideal und möglich. Damit läuft das Ventil auf den Führungen, die immer Öl haben sollten. Wenn kein Öl in der Führung ist, kann Kondenswasser und mit dem Kondenswasser Kalk in die Lagerungen kommen. Das Ventil innen schwimmt im Kondenswasser oder im dünnen Öl für den Innenbereich. Die Lagerungen brauchen mitteldünnes Öl, das nicht schnell verdunstet. Die allermeisten Laufprobleme der Ventile kommen von fehlendem Öl in den Lagerungen und damit dem Eindringen von Kalk in die Lagerung (Kalk ist ein miserables Gleitmittel) oder von Lagerungen mit zu viel Toleranz, sodass das in der Regel verkalkte Ventil innen das ebenso verkalkte Ventilgehäuse berühren kann.

Schnitt-Ventil-deutsch-Br800.jpg

Wie behandelt man nun Ventile richtig, dass sie zuverlässig laufen und nicht abgenutzt werden? Dazu folgende Empfehlungen für den Hornisten:

Lageröl in den Führungen verhindert Abnutzung und trägt sehr viel zum zuverlässigen Laufen der Ventile bei. Jeden Monat einmal ölen, in heißen Sommermonaten alle 2 Wochen. Einen halben Tropfen genau in die Ecke zwischen Flügel und Lagerwarze auf der Antriebseite. Bei Engelbert Schmid Hörnern haben Sie bequemen Zugang zur richtigen Stelle. Mit der Nadel des Ölfläschchens treffen Sie leicht die richtige Ecke und vermeiden so das fatale Ölen der Silikone. Inzwischen haben wir scharze Silikone, die ölresistent sind, perfekt leise anschlagen und viele Jahre halten.

 Antriebseite-H160.jpg    Schraubdeckelseite-H160.jpg

Auf der Schraubdeckelseite ist die richtige Stelle zum Ölen bei den Luftmarkierungen. Bei Engelbert Schmid Hörnern kriecht das Öl konstruktionsbedingt sehr gut in die gesamte Lagerfläche.

An dieser Stelle möchte ich die 2 Methoden erklären, wie man ölen kann, die beide Sinn machen:

A) Nur die Lagerungen ölen und innen nicht: Dies ist die in Deutschland gebräuchliche Methode, die prinzipiell gut funktioniert. Sie müssen jedoch ein Gefühl für die richtige Dosis entwickeln. Wenn Sie die Führungen zu wenig ölen, kommt Kondenswasser und damit Kalk in die Führung, was das Ventil blockiert. Wenn Sie zu viel ölen, kriecht das nicht so dünne Lageröl in die inneren Dichtungsflächen und macht das Ventil zähläufig, ohne Blockade, aber langsam. Die richtige Dosis ist ein halber oder kleiner Tropfen einmal im Monat, im Sommer bei trockener und warmer Witterung alle 2 Wochen. Vorteil: Bei etwas zu großer Toleranz im Dichtungsbereich macht die Kalkablagerung das Ventil mit der Zeit wieder etwas dichter.

B) Innen und außen ölen: Dies ist die gebräuchliche Methode z. B. in den USA. Vorteil: Sie können außen mit dem Lageröl auch überölen, da Sie durch das Ölen innen alles wieder verdünnen. Das sich verteilende Öl im Horn verzögert den Zinkfraß bei Messinghörnern, - die roten Flecken unter dem Lack. Nachteil: Durch das ständig vorhandene Öl innen baut sich kaum Kalk auf, der undichte Ventile dichter machen würde.

Verständlicherweise, aber leider gilt bei vielen Bläsern der Reparateur als super, bei dem die Ventile nach der Reparatur absolut geräuschlos und frei laufen. Dies kommt oft vom Vergrößern der Toleranz im Säurebad. Das kann ein- oder zweimal sozusagen noch gut gehen, aber bei der nächsten Reparatur ist der Metallverlust plötzlich zu viel und das Instrument ist kaputt repariert. Die Ventile müssen natürlich einwandfrei laufen, aber akzeptieren Sie minimale Schleifgeräusche! Sie verschwinden nach wenigen Stunden des Spielens. Wenn Sie sich handwerklich geschickt fühlen, können Sie ein Ventil auch selbst ausbauen, reinigen und wieder einbauen. Lesen Sie dazu die Hinweise für den Reparateur! Sie brauchen vom Hersteller oder Reparateur Ihres Instruments 3 Kleinigkeiten: Eine Kurbel, einen Nagel mit abgefeilter Spitze ( ~ 2,3 mm) und einen Holzstöpsel mit Loch an einem Ende. Einen leichten Hammer und einen Schraubenzieher haben Sie selbst.

Reparaturteile-Br800.jpg

Nehmen Sie den Schraubdeckel und die zentrale Schraube auf der Antriebsseite ab, stecken Sie den stumpfen Nagel in das Gewinde und schlagen Sie den Wechsel mit Gefühl aus dem Gehäuse. Dann reiben Sie den Kalk in der eigenen Soße lose und wischen Sie ihn sorgfältig ab. Ölen Sie das Ventil beim Einsetzen wie oben beschrieben! Wichtig ist, dass Sie den Lagerdeckel wieder ganz auf die Ventilbüchse draufklopfen, damit sie keine Höhenluft produzieren!

Bei misshandelten und damit undichten Ventilen gibt es in der Regel keine befriedigende Reparatur. Das Vergrößern der Wechsel durch Galvanisieren kann für eine gewisse Zeit Linderung verschaffen, gibt dem Ventil aber in der Regel nicht die erforderliche Dichtigkeit und nie die ursprünglichen Laufeigenschaften zurück. Der Einbau einer komplett neuen Maschine ist kostspielig und verändert oft das Instrument. Bei Engelbert Schmid Hörnern sind misshandelte Ventile immer vollkommen reparabel, - zum vernünftigen Preis! Durch das bei diesem Ventilsystem problemlos mögliche Austauschen der Wechsel wird das Ventil wieder in den Neuzustand versetzt. Im seltenen Fall von zu viel Metallverlust in den Ventilbüchsen werden diese auf 1/10 mm größer neu kalibriert und entsprechend größere Wechsel und Lagerdeckel eingesetzt.

Soll ich das also alles so weiter laufen lassen? :-) Nein, es tut mir immer wieder in der Seele leid, zu sehen, wie lange sich Hornisten mit ineffizienten undichten Hörnern herumplagen, und zu sehen, dass sie in der Regel die nicht so billige Reparatur selbst bezahlen müssen, weil sie niemand dafür verantwortlich machen können.